19 Juli, 2008

DIE ERSTEN KREUZWORTRAETSEL IN RUSSLAND

Das erste in russischer Sprache konzipierte Kreuzworträtsel erschien 1926 im Leningrader Magazin 'Die Welt der Abenteuer'. 1929 erschienen die ersten Kreuzworträtsel in 'Ogonjok', der ersten Illustrierten Russlands. Da Kreuzworträtsel eine Erfindung des kapitalistischen Westens waren, mussten sie erst legitimiert werden. Die Beschäftigung wurde deshalb als untadeliges proletarisches Tun hingestellt. So wurde im redaktionellen Vorspann von 'Ogonjok' folgende Begründung gedruckt: 'Kapitalisten ziehen es vor, bei Bridge und Foxtrott zu degenerieren, und überlassen das Kreuzworträtsel der werktätigen Bevölkerung."

Vladimir Nabokov als Verfasser von Schachproblemen und Kreuzworträtseln

Der grosse Romancier Vladimir Nabokov (Lolita, Lushins Verteidigung) besass neben seinem bedeutenden literarischen Schaffen noch zwei weitere Leidenschaften, die ihm in Fachkreisen einen gewissen Ruhm einbrachten: die Schmetterlingsjagd und die Komposition von Schachproblemen. Einige davon wurden in einem seiner letzten Bücher 'Poems and Problems' 1970 publiziert. Unten ein Beispiel aus diesem Buch.


Matt in drei Zügen (Vladimir Nabokov)

Dass Nabokov Schachprobleme schuf, ist ziemlich bekannt. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass es von ihm auch Kreuzworträtsel in grosser Zahl gibt. Er prägt sogar ein neues russisches Wort für Kreuzworträtsel. Anstelle des zunächst in Russland eingebürgerten Fremdworts 'krossvord" schuf er den eigenen russischen Begriff 'krestoslovica' ('krest' = Kreuz, 'slovo' = Wort). Nabokov publizierte in seiner Berliner Exilzeit für die Zeitschrift "Rul" (die von seinem Vater gegründet worden war) auch englische Kreuzworträtsel.
Es erstaunt nicht , dass sich Nabokov mit Kreuzworträtseln beschäftige, hatte er doch ein grosses Interesse an Buchstaben- und Wortspielen. Wenn Nabokov als Autor von Schachaufgaben seine Qualitäten wie Erfindungsgeist und Präzision zur Geltung bringt, tut er dies auch bei der Abfassung von Kreuzworträtseln. Er bescheinigt der Beschäftigung mit Kreuzworträtseln - ebenso wie derjenigen mit dem Schach - eine 'höchste extravagante Sterilität'. Das ist für Nabokov kein Mangel, vielmehr entsprach es dem, was er von der Kunst gefordert hat. Sie soll nämlich 'ohne jeden Nutzen' sein und sei in Ihren Nutzlosigkeit göttlich.


Vladimir Nabokov