20 Juni, 2007

PETER FISCHLI UND DAVID WEISS: FRAGEN & BLUMEN


Das Kunsthaus Zürich zeigt die erste Retrospektive der zeitgenössischen Künstler Peter Fischli und David Weiss in der Schweiz. Die von der Kuratorin Bice Curiger gemeinsam mit der Tate Modern, London, erarbeitete Präsentation heisst «Fragen & Blumen». Sie wurde zusammen mit den Künstlern eingerichtet und bietet den umfassendsten Überblick über das vielfältige und hintergründige Werk von Skulpturen, Fotografien, Filme und Videos, das sich einfacher Klassifizierung entzieht.

Das Augenmerk von Fischli/Weiss gilt dem Unspektakulären, dem Alltäglichen und scheinbar Banalen. Es ist ein betont unzynischer Blick, der in die Grauzonen unserer aufs Funktionieren angelegte Welt führt. In ihrer ersten gemeinsamen Arbeit, der populär gewordenen Wurstserie (1979), kommt bereits der spielerisch experimentelle Zug ihrer Kunst als antiheroisches künstlerisches Programm zum Tragen, das auch den Humor nicht scheut. Die wichtigsten Werkgruppen von Fischli/Weiss sind in dieser Ausstellung vertreten, so etwa die bekannten grossformatigen Fotoserien der Airports (1987–2006) und der Blumen und Pilze (1997/98), welche ihrerseits aus dem Komplex der "Sichtbaren Welt" (1987–2000) heraus entstanden sind, einem Werk, das hier als rund 30 Meter langer Leuchttisch gezeigt wird, auf dem 3´000 Bilder ausgebreitet sind. Es handelt sich um Fotos, welche die Künstler gewissermassen als Übertouristen auf allen «fotogenen» Schauplätzen dieser Welt gesammelt haben.

Am Anfang ihrer langen Zusammenarbeit entstanden zwei Filme, "Der geringste Widerstand" (1980/81) und "Der rechte Weg" (1982/83), in welchen die Künstler als Ratte und Bär verkleidet die Welt erforschen. In ihnen manifestiert sich schon jener Hang zum Universalismus und listigem Forschergeist, wie er auch in ihrem grossartigen Opus aus hunderten von kleinen, ungebrannten Tonskulpturen "Plötzlich diese Übersicht" (1981) zum Tragen kommt. Eingefangen sind Momente der Weltgeschichte, die mit verschobener Perspektive die ganze Geschichtssschreibung aus dem Lot zu heben scheinen. Dieser Panoramablick auf die Welt ist zugleich subjektiv und überindividuell.
«Darf sich die Wahrheit alles erlauben?», heisst denn auch eine der entwaffnenden Fragen aus der von Fischli/Weiss über Jahrzehnte verfolgten Werkgruppe der "Fragen" (1981–2003). Weitere Fragen: "Bin ich ein Bauer im Winter?“ „Ist ein unsichtbarer Mensch bei mir?“, „Wo sind meine Schlüssel?“ ,"Bellt der Hund die ganze Nacht"? "Wird die Menschheit zugrunde gehen"? , "Versteht man mich?", "Wann fährt der nächste Bus?“, „Wäre ich ein guter Japaner?“, „Stimmt es, dass im Yogurth Spuren von Ausserirdischen gefunden wurden?“ - Kunsthaus Zürich, 6. Juni – 9. September 2007