28 Juli, 2006

GESCHICHTE DES KREUZWORTRÄTSELS
 Vor 100 Jahren wurde in der «New York World» das erste Kreuzwort-rätsel veröffentlicht. Der Erfolg kam über Nacht – und hält bis heute an.
The world's first crossword
Das erste Kreuzworträtsel



Fill in the squares with words which agree with the following definitions.

2-3. What bargain hunters enjoy.
4-5. A written acknowledgment.
6-7. Such and nothing more.
10-11. A bird.
14-15. Opposed to less.
18-19. What this puzzle is.
22-23. An animal of prey.
26-27. The close of a day.
28-29. To elude.
30-31. The plural of is.
8-9. To cultivate.
12-13. A bar of wood or iron.
16-17. What artists learn to do.
20-21. Fastened.
24-25. Found on the seashore.
10-18. The fibre of the gomuti palm.
6-22. What we all should be.
4-26. A day dream.
2-11. A talon.
19-28. A pigeon.
F-7. Part of your head.
23.30. A river in Russia.
1-32. To govern.
33-34. An aromatic plant.
N-8. A fist.
24-31. To agree with.
3-12. Part of a ship.
20-29. One.
5-27. Exchanging.
9-25. To sink in mud.
13-21. A boy.













Das oben abgedruckte erste Kreuzworträtsel der Welt (es hiess damals noch Word-Cross, Wortkreuz) war rautenförmig. Es erschien am 21. Dezember 1913 in der Weihnachtsbeilage der Zeitung "New York World" und enthielt 31 Suchbegriffe. Einer, nämlich FUN, war schon eingetragen. Arthur Wynne heißt der geistige Vater dieses Wortspiels, ein Einwanderer aus dem englischen Liverpool. Wynne war Redakteur der New York World und leitete die Abteilung "tricks and jokes". Unter anderem musste er allwöchentlich die Sonntagsbeilage "Fun" - Spaß - mit neuen Rätseln füllen. Für die Weihnachtsausgabe 1913 wollte sich Arthur Wynne etwas ganz besonderes für seine Leser einfallen lassen.

Den Anstoß gab ihm ein kleines Wortspiel, das er noch aus seiner Kindheit in England kannte: das magische Quadrat. Dabei handelte es sich um ein Kästchenquadrat, in dem die Buchstaben so angeordnet werden mußten, daß in jeder Zeile und jeder Spalte ein Wort stand. Über fünf mal fünf Kästchen kam dieses Rätsel nicht hinaus, weil sonst nicht ausreichend viele Wörter zu Verfügung standen. Arthur Wynne wollte aber beliebig viele Wörter kreuzen lassen.  Zur Begrenzung setzte er schwarze Kästchen ein. Und an die Stellen, an denen ein Wort begann - ob waagerecht oder senkrecht - plazierte er eine Ziffer - stellvertretend für die Definition des gesuchten Begriffs.   Wynnes grösster Fehler war, dass er sich die Erfindung nicht patentieren liess. Zum Volkssport wurden die "gekreuzten Wörter" in den USA, als 1924 die ersten Kreuzwort-rätselbücher erschienen.

Das erste Kreuzworträtsel der Welt am 21. 12. 1913 in der "New York World"

Die Wurzeln von Sprachrätseln und Sprachspielen reichen allerdings viel weiter zurück: Die Griechen ritzten schon im 6. Jahrhundert v. Chr. magische Quadrate und Buchstabenrätsel in Statuen. In der Bibel sind mehrere Psalmen so angeordnet, dass jeweils die ersten Buchstaben einer Zeile den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets folgen. In der Spätantike und im Mittelalter war das sogenannte Sator-Quadrat weit verbreitet – ein magisches Quadrat, dessen Zeilen vor- und rückwärts gelesen werden können und das als Schutz gegen bösen Zauber diente.

Das Sator-Quadrat

Anfang der 20er Jahre gab es die ersten Kreuzworträtsel in europäischen Zeitungen und Zeitschriften. Das erste Kreuzworträtsel in einer deutschen Zeitung druckte 1925 die "Berliner Illustrierte". Die altehrwürdige "Times" brachte am 1. Februar 1930 ihr erstes Kreuzworträtsel.



Schon am Rätselgitter kann man erkennen, woher das Rätsel stammt: Die amerikanischen sind fast immer quadratisch, die Schwarzfelder sind symmetrisch, ihr Anteil am Gesamtfeld beträgt höchstens 30 Prozent. Britische Gitter haben einen hohen Schwarzanteil, viele Buchstaben gehören nur zu einem Wort, was das Rätsel schwerer macht. Japanische Rätsel sind kleiner, aber sie haben ja auch eine Silbe pro Feld.

Das erste Kreuzworträtsel, das in der Schweiz erschien, wurde 1925 in der «Schweizer Illustrierten Zeitung» veröffentlich. Hier musste man ­biblische Personen raten, eine griechische Göttin und mythologische Figuren. Bildungsbürger vor!

Wichtig bei den Kreuzworträtseln ist die Fragestellung. Die Masse der Kreuzworträtsel wird heute per Computer erstellt und fragt Wissen ab, das oft nur in Kreuzworträtseln wichtig ist. Oder kennen Sie sonst den Begriff ERN (fränkischer Hausflur), den OB (russischer Fluss) oder gar AGNAT (Blutsverwandter in der männlichen Linie)? Umso spannender sind die schwierigeren Rätsel. "Fliesst inkognito in die Nordsee, es sei denn, sie fliegen". Wenn Sie eine solche Frage lesen, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um ein kryptisches Kreuzworträtsel. "Kryptisch" bedeutet laut Duden "unklar in seiner Ausdrucksweise und Darstellung und deshalb schwer zu deuten, dem Verständnis Schwierigkeiten bereitend". Was ist denn typisch für ein kryptisches Kreuzworträtsel? Die Lösungswörter sind zwar (meistens) einfach und bekannt, doch der Weg zur Lösung ist verschlüsselt. Der Reiz liegt in der sprachspielerisch formulierten Frage.

Bei der "New York Times" sorgt seit sehr vielen Jahren Will Shortz dafür, dass die Fragen einem Stil entsprechen, der dem Standard des Blatts entspricht. Der regelmässige Rätsellöser weiss, dass die Rätsel am Montag einfach sind und die Schwierigkeit bis zum Samstag ansteigt. Bei der "New York Times" haben heute über 50'000 Online-Leser das Rätsel abonniert. Trotzdem reicht die Verdrehtheit der Fragen nicht an die britischen Cryptic-Rätsel heran.

Das populärste deutsche Rätsel dieser "kryptischen" Art ist aufgrund des Verbreitungsgrads "Um die Ecke gedacht", auch "Zeit-Rätsel" genannt. Es wurde 1971 im Magazin der Wochenzeitschrift "Die Zeit" lanciert. 


Die damalige NZZ-Redaktionsassistentin Margret Mellert brachte 1973 in der Schweizer Tageszeitung "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) das erste anspruchsvolle Kreuzworträtsel der Schweiz heraus. Es folgten später die "WochenZeitung" (WOZ) und das MAGAZIN des "Tages-Anzeigers". Kryptische Kreuzworträtsel erscheinen in der Regel anonym oder unter einem Pseudonym ("Eckstein" in der ZEIT). Eine Ausnahme ist da Trudy Müller-Bosshard (TMB). Seit 1993 erscheinen ihre Kreuzworträtsel im «Magazin» des «Tages-Anzeigers». TMB hat in der Schweiz mittlerweile einen Kultstatus erreicht. Es gibt sogar einen eigenen Blog für TMB-Fans, die sich gegenseitig Ratschläge und Lösungshilfen geben: http://kreuzwort.blogspot.com

Das Lösen von Kreuzworträtseln kann Suchtcharakter annehmen, zunächst aus dem Bestreben des Menschen, leere Kästchen zu füllen. Der Spieler steigert sich in ein dramatisches Endspiel hinein: Die letzten Felder werden immer schneller ausgefüllt, das gibt jedes Mal einen kleinen Ausstoss an Glückshormonen, so dass das Gehirn auf den schliesslichen Erfolg mit einem Entzug reagiert: Wann kommt endlich das nächste Rätsel? Gerätselt wird jedenfalls schon so lange, wie es Kulturen gibt. Kreuzworträtsel sind mit bei schätzungsweise 42 Millionen Glegenheits im deutschsprachigen Raum besonders beliebt,  12 Millionen Eingefleischte sind da noch nicht mitgerechnet.

Übrigens: Die Antwort auf die oben gestellte Frage heisst: AARE (der Fluss, der via Rhein in die Nordsee fliesst, respektive der poetische Begriff für Adler).